⁣In Visible Silence : : : Industrie/Technik/Business 2 0 1 3

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Beim Erkunden verlassener Liegenschaften hatte ich Fabriken und Industrie nie bevorzugt auf dem Schirm. Doch jedes Mal, wenn ich dann wieder einmal durch die Labyrinthe einstiger Mega-Produktionsstätten schlich, stieg meine Begeisterung mit jedem Schritt. Mein Vorurteil war stets, dass Industrieanlagen bildlich "sehr austauschbar", also relativ gleiches Aussehen untereinander haben. Doch es ist nicht nur die schiere Größe, die mich staunen lässt. Ebenso liebe ich die fast schon erdrückende, totale Stille an Orten, an denen eine Kommunikation untereinander durch den Betriebslärm einst nur schreiend möglich war. Manche Fabrikruinen haben eine weit über Hundertjährige Geschichte geschrieben, und boten über Generationen ganzen Familien ein Auskommen. So lausche ich auch hier stets ganz genau, was mir die rostigen Stahlbauten von damals zu berichten haben...


In Zeiten der elektronischen Datenübertragung hat es eine traditionelle Papierfabrik schwer, sich am umkämpften Druckerei-Markt zu behaupten. Nach einigen Maßnahmen zur Betriebs-Fortführung war in 2020 Feierabend für immer. 

Ganze 7 Stunden hielt ich mich auf dem Gelände auf, und hatte wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte der gesamten Fertigungsanlage betreten. Die  Motive musste ich jedoch zuerst wie bei einer Schnitzeljagd zusammen suchen. Lange, leere Hallen waren zu durchqueren, um das nächste Motiv, in einem versteckten Nebenraum zu entdecken. Das hauseigene Kraftwerk erstreckte sich über 9 Ebenen, für Industrie-Puristen das reinste Festival. Mich begeisterte im Kraftwerk das vagabundierende Restlicht, was entlang der rostenden Ventile und Zahnräder schmiegte . Sogar ein Klärwerk gehörte in etwas Abstand zur Anlage. Hier roch es so auffällig nach Chlor, dass man vermuten konnte, das große Becken sei noch in Betrieb. 


Diese ehemalige Texilfabrik stand schon jahrelang auf meiner Agenda. Einmal pro Woche trafen sich dort aktive Rentner, um historische Zug-Waggons und Dampfloks zu restaurieren. Und die hatten gegen meine Frage, das Gelände erkunden zu dürfen, keinen Einwand. Im Gegenteil, sie zeigten mir besonders riskanten Stellen. Als die Fabrik lange schon stillgelegt wurde, stieg der daneben befindliche Fluss bei einem heftigen Hochwasser so stark an, dass das unterste Stockwerk vollständig geflutet wurde. Die dort noch lagernden Rohtextil-Fasern saugten sich voll mit Wasser. Obwohl dies schon mehr als 2 Jahre zurück lag, war der Gestank in der großen Lagerhalle kaum zu ertragen. Doch es gab mehr zu sehen. 2 Labore, Verarbeitungs-Hallen, eine Färberei, Heizkessel und etliche Büros. Den Museums-Teil mit der Spinnerei bekkam ich aus Zeitgründen gar nicht zu sehen, so riesig erwies sich das Gelände.


Diese total zerfallene Tonfabrik am Ortsrand war der vergessene Schandfleck in der ansonsten modern gestalteten Kleinstadt. Den vorderen Bereich mit den Töpfer-Waren konnten wir wegen dem immensen Wildwuchs nicht mehr erkennen, doch der Rest der bröckelnden Fabrik enttäuschte uns nicht. Nach dem Regen zuvor tropfte es überall aus dem maroden und teil-eingestürzten Gebälk unter den Resten des Daches. In der größten Halle mit den Transmissions-Antrieben schienen die Regeln der Physik nicht zu gelten. Ein einziger, dünner Holzbalken übernahm tapfer die Aufgabe, das Hallendach alleine zu stützen. Staunend standen wir vor den beiden großen Brennöfen-Kammern, von denen es zwei Blöcke gab. Die eher kleine Fabrik bot mehr Motive, als es der zerfallene Außenzustand vermuten ließ.


Es handelte sich nicht um die einzige Getreidemühle, die hier stand. Das Gelände neben der Bundesstraße befand sich im Umbruch, teilweise waren Sanierungsmaßnahmen im Gange. In den Fülltrichtern konnte ich noch eingefüllte Getreidesorten entdecken. Der löchrige Fußboden mahnte zur Vorsicht, Teilbereiche kollabierten bereits durch das Gewicht der Mahl-Maschinen. Der Wohnbereich daneben wurde leider schon stark zerstört, und daher nicht mehr so sehenswert.


Kurhaus Sand, 2015

Dieses Hotel mit einer aus den USA importierten 50er-Jahre Einrichtung machte mich in jeder Hinsicht sprachlos. Der damalige Bewacher Josef, der ein Adler-Auge auf das Hotel hatte, und stets nach dem rechten sah, gewährte Fotografen gegen ein paar Taler Einlass. Die liebevoll eingerichteten Zimmer glichen eher einem Museum. Verfall hatte noch nicht eingesetzt, doch der Zahn der Zeit machte eine nötige Renovierung viel zu aufwändig. Zum Erhalt des Anwesens gab es eine Sanierung des Daches. Obwohl ich an diesem Tag mehrere Orte plante, verwarf ich kurzerhand den Tagesplan und blieb bis zum Nachmittag hier.


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Wusstest Du, dass...

... viele Gemeinden und Rathäuser durchaus nicht "Nein" sagen, wenn man einfach, wie früher, einen netten Brief mit einer Anfrage zur Begehung bestimmter Locations losschickt? Ich hatte mit diesen Briefen fast immer den Schlüssel zu den Objekten bekommen, und manchmal sogar  weitere Tipps. Sind die Gebäude im Besitz der Gemeinde oder Stadt, liegen die Erfolgsaussichten schon mal nicht schlecht. Klappt nicht immer, aber meistens. Den Bau-Amtsleitern sind diese Anfragen viel lieber, als dass sich irgendwann irgendwo ein Zugang auftut. Ich fand es immer das beste, ein Gebäude ganz für mich alleine zu erkunden.

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